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Informationssystem für mittelalterliche Denkmäler im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet

Informationssystem für mittelalterliche Denkmäler im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet

Fahren Sie in den Böhmerwald?

Die ländliche Sakralarchitektur ist ein unübersehbares Element der böhmisch-bayerischen Landschaft und das Zentrum der örtlichen geistigen Kultur. Die Dorfkirche ist seit jeher das Zentrum des Mikrokosmos der Dorfbevölkerung und das örtliche geistige Zentrum. Die spirituellen Aktivitäten waren immer eng mit den Gebäuden selbst verbunden, die so zu Zeugen der alten Vergangenheit und ihrer spirituellen Werte wurden. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, das Kulturerbe, das mit den ländlichen Sakralbauten aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit verbunden ist, die die Kultur, Religion und Identität der Region im Laufe der Jahrhunderte maßgeblich beeinflusst haben, zu bewerten, sichtbar zu machen und online verfügbar zu machen.

Wir verbinden die Geschichte des geistigen Erbes mit den Orten.

Wenn wir in Südwestböhmen und im bayerischen Grenzgebiet auf eine Anhöhe steigen und uns umsehen, werden uns viele Türme und kleinere Kirchengebäude auffallen, die über die gewellte Landschaft verstreut sind. Die Region ist reich an diesen heute übersehenen kleineren Kirchenbauten, die dank ihrer Lage zu lokalen Wahrzeichen geworden sind. Die mittelalterlichen Kirchen, die heute die Landschaft malerisch beleben, spielten jedoch einst eine wichtige Rolle bei der Christianisierung der Bevölkerung und im geistlichen Leben der mittelalterlichen Menschen, und die meisten von ihnen tun dies noch heute. Obwohl sie in ihren Ausmaßen nicht mit Kathedralen oder Stadtkirchen vergleichbar sind, bilden sie in unserer Region eine interessante und charakteristische Gruppe von Gebäuden. Ihr altertümlicher Charakter und ihr äußerlich schlichtes Erscheinungsbild machen sie zu einem zu Unrecht vernachlässigten Teil des kulturellen Erbes der Region. Mit dieser Einladung möchten wir Ihnen diese Denkmäler näher vorstellen. Die Kirchen haben sich im Laufe der Zeit dynamisch verändert – von ihrer Gründung in der Romanik oder Gotik über ihre Umgestaltung in der Renaissance bis hin zur meist völligen Umgestaltung in der Barockzeit im Zusammenhang mit der Gegenreformation und den katholischen Kultreformen. Die Denkmäler liegen zwar außerhalb der großen Kunst- und Kulturzentren, aber sie sind oft besser erhalten als die Stadtkirchen. Dennoch sind sie Veränderungen nicht entgangen. Der Wandel des Geschmacks und des religiösen Ritus wirkte sich vor allem auf die Innenräume der Kirchen aus. In der Neuzeit erfolgten Umbauten im Geiste des Pietismus des 19. Jahrhunderts und historisierender Tendenzen und zur heutigen Präsentation dieser Gebäude hat nicht zuletzt auch die moderne Denkmalpflege beigetragen (z. B. durch Freilegung der ursprünglichen Fresken). Die örtliche Kirche war eng mit dem Leben des Dorfes verbunden und oft der einzige religiöse Bau, dem die Menschen im Mittelalter begegneten. Hier traf sich die christliche Gemeinschaft zu den religiösen und familiären Zeremonien, die den Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiteten. Aus diesem Grund war die Kirche entsprechend mit Szenen geschmückt, die die Menschen in den grundlegenden Glaubensdogmen unterwiesen und moralische Vorbilder aufzeigten, denen sie folgen sollten. Der Grundriss der Kirche spiegelte die grundsätzliche Gliederung der damaligen Gesellschaft wider: Die Trennung der Priester von den Gläubigen entsprach architektonisch der Trennung des Abschlussteils der Kirche (des Presbyteriums), wo der Gottesdienst am Altar stattfand, vom Kirchenschiff, und auch die örtlichen Eliten hatten ihren eigenen Bereich in der Kirche, von dem aus sie den Zeremonien beiwohnten. Der Priester zelebrierte die Messe mit dem Rücken zum Volk, war also Teil der Gemeinschaft der Gläubigen, aber durch die Handlungen und die liturgischen Gewänder hatte er von ihr einen gewissen Abstand. Im Mittelalter empfing die allgemeine Bevölkerung die heilige Kommunion nur einmal im Jahr, meist zu Ostern, und die Beteiligung der Gläubigen am Gottesdienst war bis zum Ende des 14. Jahrhunderts verhältnismäßig begrenzt. Der Akt der Verwandlung der Hostie in den Leib des Herrn hatte für die Gläubigen einen zeremoniellen bis mystischen Charakter, der im Spätmittelalter durch die Furcht vor der Schändung der Hostie noch verstärkt wurde. über Jahrhunderte hinweg war die Kirche somit der wichtigste Ort für individuelle religiöse Erfahrung, Bekehrung und Unterweisung, aber auch für gemeinschaftliche Zusammenkünfte und das gesellschaftliche Leben. Die geistige Welt unserer Vorfahren ist dem heutigen Besucher beträchtlich entfernt. Es setzt sich das Ziel, das Interesse der Öffentlichkeit an diesen oft vernachlässigten Kulturdenkmälern zu wecken und über ihre Bedeutung, ihren spirituellen Inhalt und die Rolle der Religion im Leben der Menschen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zu informieren, und dadurch zu ihrer Achtung, ihrem größeren Schutz und ihrer Verbesserung im Rahmen des Programms für die Entwicklung der Kulturlandschaft der tschechisch-bayerischen Grenzregion zu motivieren.

Ein Projekt der

Technischen Hochschule Deggendorf

Universität Budweis